Sonntag, 24. Januar 2010

"Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise"

Da sitze ich nun, im vollbesetzten ICE von Hannover nach Würzburg. Jazzige Musik im Ohr (Hörvergnügen Vol.6 von Jazz+World Partners) und das Internet auf dem Schoß. Kalt ist es, zugig und...ja, wenigstens ist der Fußboden leicht gepolstert. Nun, nicht dass man dadurch besser gehen würde darauf, das sicher auch. Aber in meinem Fall freut man sich auch noch aus anderem Grund über den gepolsterten Flor. So lässt es sich durchaus angenehm sitzen. Da darf ich mich dann auch gar nicht beschweren über das, was uns der Zugchef gewünscht hat...

Freitag, 22. Januar 2010

Er kennt Leute über Leute, die Leute kennen...

Das drückt aus, was er erlebt hat, als er heute sein zukünftiges und neues Zuhause besuchte. Ja, ein Zuhause wird es sein, das steht fest. Er fühlte sich vom ersten Augenblick an sehr wohl, ganz so, als wäre es wie für ihn gemacht. Nein, mitnichten nur das Preis-Leistungsverhältnis mit 200 € Mietkosten für eine wundervolle Umgebung ist unschlagbar. Und ihm gefallen auch nicht nur die Räumlichkeiten, das kleine Zimmerchen, das er dann von Ende April bis etwa Mitte September während seiner ersten Praxisphase im Finanzamt in Würzburg bewohnen wird, die große Wohnküche mit dem schönen runden Holztisch, das schnuckelige Badezimmer mit dem Milchglasfenster zur Küche hin. Ja, es sind vielmehr die Menschen, die dort wohnen. Und der Vermieter. Ein sehr netter, aufgeschlossener Herr, vielleicht in den ausgehenden Fünfzigern. Es sind Leute, mit denen er zu tun haben wird, die in ihrem zugewandten Wesen eine Wärme und Willkommenshaltung leben, durch die er diese Dreier-Wohngemeinschaft als ein Zuhause empfindet. Und genau wegen ihnen war er heute auch zum zweiten Mal in dem neuen Umfeld.

In lockerer Runde mit einer Tasse Kaffee plauderten sie, der schon am längsten dort wohnende Medizinstudent und der Vermieter, und er. Er hörte zwar die meiste Zeit zu, wie es sich ja auch gehört, wenn man irgendwo neu ist, aufmerksam auf das, was die beiden anderen alles so erzählten, doch war er im Inneren außerordentlich angetan von der herzlichen Atmosphäre, die die beiden vor seinen Ohren und Augen entstehen ließen. Sie erinnerten sich in ihrem Gespräch an manche Begebenheit aus den vergangenen fast sechs Jahren, die die Wohngemeinschaft nun schon bestand und in denen der Medizinstudent dort auch lebte, wodurch sich ein eindrückliches Bild der ungezwungenen Zusammengehörigkeit entfaltete, die diese Gemeinschaft von Anfang an zu prägen schien. Eine Zusammengehörigkeit, in der sich Mieter und Vermieter duzen und in der er als Menschenfreund sein Zuhause auf Zeit erleben kann. Zusammengehörigkeit, die am Leben des Gegenübers interessiert ist, die das Gegenüber mit ins Leben einbindet. Und so erzählten sie auch von Leuten, die Leute kennen…

Donnerstag, 14. Januar 2010

Deutschland einig Winterland

Wenn man so wollte, müsste man in den heutigen Tagen den Text der DDR-Hymne umschreiben, sozusagen frei nach Johannes R. Becher...Deutschland einig Winterland. Denn seit annähernd zwei Wochen haben wir eine geschlossene Schneedecke über unserem schönen Vaterland, Daisy und Co. sei Dank.

Früher hätte man das einen Winter, wie er im Bilderbuch steht, genannt. Heutzutage ist dies jedoch das Aufbegehren der Natur gegen den Menschen als Anzeichen des Klimawandels. Da fragt man sich schon, was man nun von den schönen Winterfreuden von Schnee, Eis und Kälte halten soll. Oder ist dieses Gerede, nach Heine, alles doch nur...ein Winter-Märchen? :-)

Samstag, 9. Januar 2010

Das Weiße Band

Dieser Film ist es wert, eine besondere Erwähnung hier zu bekommen. Nachdem ich nach einigen Versuchen es endlich geschaffte hatte, am vergangenen Mittwoch Karten für dieses eindringliche Stück Kino zu ergattern - ja, manchmal steht man sich einfach selbst im Weg und kriegt nicht das, was man mit besserer Organisation bekommen würde -, kann ich jedem nur eine herzliche Empfehlung für diesen Film aussprechen. Es ist ein ganz klar gezeichnetes, in schwarz-weiß messerscharf umrissenes Spiel über eine Zeit vor hundert Jahren, in der das Leben noch weit weniger ein Spiel zu sein schien als heute, in der es aber eigentlich weit mehr als ein strenges Spiel mit eisernen Regeln war als man es für heute befürchten würde. Über eine Zeit, die schon so lange vergangen anmutet, die aber leider oft immer noch aktuell ist. Ein Spiel, das besiegt geglaubt war, dessen Regeln aber immer noch manches Handeln bewegen.
Das weiße Band, Erinnerungszeichen der Unschuld und Reinheit, aber auch Machtmittel der Unterdrückung und Vergewaltigung. Schuld im Zeichen der Unschuld. Gebundene Freiheit. Immer noch zieht es sich wie ein unscheinbarer Schleier durch manche Familien, nur damit der schöne Schein anscheinend gewahrt bleibt. Gewalt an den eigenen Kindern zur Verarbeitung eigener Probleme und zur Erhaltung des eigenen Status. Und das gerade auch in Familien mittlerer und höherer Gesellschaftsschichten. Das zu oft unausgesprochene und unterdrückte Fiasko, das unsere Zeit von innen heraus in den Ruin treibt, ähnlich wie vor hundert Jahren. So ist es längst Zeit, dass sich der Knoten löst, dass der Schleier von unseren Augen fällt. Ein Beitrag dazu will und muss dieser Film sein.