Samstag, 9. Januar 2010

Das Weiße Band

Dieser Film ist es wert, eine besondere Erwähnung hier zu bekommen. Nachdem ich nach einigen Versuchen es endlich geschaffte hatte, am vergangenen Mittwoch Karten für dieses eindringliche Stück Kino zu ergattern - ja, manchmal steht man sich einfach selbst im Weg und kriegt nicht das, was man mit besserer Organisation bekommen würde -, kann ich jedem nur eine herzliche Empfehlung für diesen Film aussprechen. Es ist ein ganz klar gezeichnetes, in schwarz-weiß messerscharf umrissenes Spiel über eine Zeit vor hundert Jahren, in der das Leben noch weit weniger ein Spiel zu sein schien als heute, in der es aber eigentlich weit mehr als ein strenges Spiel mit eisernen Regeln war als man es für heute befürchten würde. Über eine Zeit, die schon so lange vergangen anmutet, die aber leider oft immer noch aktuell ist. Ein Spiel, das besiegt geglaubt war, dessen Regeln aber immer noch manches Handeln bewegen.
Das weiße Band, Erinnerungszeichen der Unschuld und Reinheit, aber auch Machtmittel der Unterdrückung und Vergewaltigung. Schuld im Zeichen der Unschuld. Gebundene Freiheit. Immer noch zieht es sich wie ein unscheinbarer Schleier durch manche Familien, nur damit der schöne Schein anscheinend gewahrt bleibt. Gewalt an den eigenen Kindern zur Verarbeitung eigener Probleme und zur Erhaltung des eigenen Status. Und das gerade auch in Familien mittlerer und höherer Gesellschaftsschichten. Das zu oft unausgesprochene und unterdrückte Fiasko, das unsere Zeit von innen heraus in den Ruin treibt, ähnlich wie vor hundert Jahren. So ist es längst Zeit, dass sich der Knoten löst, dass der Schleier von unseren Augen fällt. Ein Beitrag dazu will und muss dieser Film sein.

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