Donnerstag, 22. April 2010

back in town

Heute bin ich also mehr oder weniger eingezogen, in mein neues Zuhause. Für die nächsten fünf Monate werde ich wieder da wohnen und leben, wo ich geboren bin.
Die erste praktische Zeit im Amt lässt mich hier wieder meine Zelte aufschlagen. In der Stadt, die das Tor zum Norden ist...jetzt aber vielmehr Endstation Sehnsucht...

Dienstag, 30. März 2010

tempus fugit...et nos in illo a labore captamur

Wir sind also Gejagte in der Zeit. Manchmal kommt es einem ja so vor, als ob die Zeit selbst einen jagen würde, als ob die Zeit selbst verjagen würde, sich selbst und uns...aber das kommt einem nur so vor, denn tatsächlich tut sie es ja nicht. Sie verläuft immer im Gleichlauf ihrer eigenen Beständigkeit und Vergänglichkeit.
Vielmehr ist es die mal mehr, mal weniger anstrengende und sich auftürmende Arbeit, die uns jagt...vielmehr auch das Vergnügen, die Muse, oder was es auch ist, mit dem wir die Zeit füllen oder mit dem uns die Zeit füllt.
Mich füllt sie gerade mit Lernen ab, und das zur Genüge...gleichsam bin ich gefangen im Lernen.

Da tut dann eine Auszeit besonders gut...jetzt zu Ostern...Auszeit vom Leben, fürs Leben.

Mittwoch, 24. Februar 2010

Der Fall Margot Käßmann(s)

Was es dazu zu sagen gibt, ist hinreichend in den Medien nachzulesen, erörtert und zu erörtern...da möchte ich hier eigentlich nichts hinzufügen, eher nur hinweisen...
Nicht Wasser predigen - um für eine maßvolle und kluge Lebensweise zu werben -, und Wein saufen, das ist Zeichen der Glaubwürdigkeit dieser beachtlichen Frau unserer Kirche. Und natürlich kommt einem der Gedanke, dass es schade ist, dass so eine Persönlichkeit geht und gehen muss...und auf diese Weise geht. Doch ist es vielleicht die große - und allzu menschliche - Menschlichkeit, die hier das Fallen ermöglicht hat.

In allem ist es tröstlich, dass es nicht beim Fall bleibt, sondern Aufstehen möglich ist und sie durch Schuldeingeständnis aufgestanden ist. Lassen wir sie jetzt doch bitte stehen und werfen sie nicht wieder hin, indem wir sie verurteilen...

So hoffe ich, dass auch wir immer bei dem bleiben, was uns unser Herz rät.

Montag, 22. Februar 2010

Frühling im Winter, Herbst im Herzen

Wenn nach erlebten neun Wochen mit Schnee wieder einmal warmer Lufteinfluss besteht, Tauwetter einsetzt und kräftige Sonnenstrahlen die Erde erwärmen, kann man durchaus von Frühling sprechen. Die Amseln singen, begrüßen das milde Frühjahr. Im Zimmer hier erreicht das Thermometer die 21°C spielend, ohne Heizung. Doch das alles aber nicht schleichend, nicht erst im Stillen für sich, wie es die Amseln mit ihrem Gesang zunächst oft für gewöhnlich tun. Nein, sondern auf einmal, sozusagen als Frühlingseinbruch. Mitten im Winter.

Und alles ist von einer frischen Leichtigkeit durchzogen. Nicht die dumpfe Schwere geografischer Niederungen lastet hier auf einem, sondern ständig ist man von der leichten Frische der nahen Bergwelt umgeben, die sich mit der hier ganz eigenen Sonnenlicht-Einwirkung zu jener Atmosphäre vermengt, die das Allgäu zu einem ganz besonderen Landstrich werden lässt. Und genau diese Atmosphäre ist es vermutlich auch, weshalb der Frühling so plötzlich auflebt.

Das weckt natürlich auch Erinnerungen. Mal wieder. Mit Herbst im Herzen.

Sonntag, 21. Februar 2010

168 4

Ein Gottesdienst in trauter und vertrauter Dorfgemeinde hier in meinem Heimatdorf, im Dorf meiner Eltern, weitab von allem alltäglichen Lernen und Denken. Bekannte Gesichter, bekannte Lieder, bekannte Abläufe. Nichts kann mich eigentlich in irgendeiner Weise an meine Arbeitsumgebung und die Inhalte meiner Ausbildung erinnern. Sicherlich, das Steuerrecht begleitet mich auch mit hierher, zumal jetzt, wo doch ab dem nächsten Donnerstag sieben Klausuren ins Haus stehen, auf die gelernt werden will. Doch sollte wenigstens der sonntägliche Kirchgang von den Gedanken an Arbeit und Mühen des täglichen Lebens befreien und befreit sein, meint man.

Aber genau hier, gegen Ende, durchzuckt es aus dem Unterbewusstsein meine Wahrnehmung. Ich lese an der Lied-Anzeigetafel 168 4...und leise in Gedanken vor mich hin murmelnd, ganz unbewusst bewusst, § 168 (4)...
Soweit kommt man also, wenn man sich täglich nur noch mit Gesetzestexten abgibt, denke ich mir da, schlage das Lied auf und singe beschwingt mit...und lasse diese Wahrnehmung wieder ins Unterbewusstsein zurückfallen.

Sonntag, 24. Januar 2010

"Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise"

Da sitze ich nun, im vollbesetzten ICE von Hannover nach Würzburg. Jazzige Musik im Ohr (Hörvergnügen Vol.6 von Jazz+World Partners) und das Internet auf dem Schoß. Kalt ist es, zugig und...ja, wenigstens ist der Fußboden leicht gepolstert. Nun, nicht dass man dadurch besser gehen würde darauf, das sicher auch. Aber in meinem Fall freut man sich auch noch aus anderem Grund über den gepolsterten Flor. So lässt es sich durchaus angenehm sitzen. Da darf ich mich dann auch gar nicht beschweren über das, was uns der Zugchef gewünscht hat...

Freitag, 22. Januar 2010

Er kennt Leute über Leute, die Leute kennen...

Das drückt aus, was er erlebt hat, als er heute sein zukünftiges und neues Zuhause besuchte. Ja, ein Zuhause wird es sein, das steht fest. Er fühlte sich vom ersten Augenblick an sehr wohl, ganz so, als wäre es wie für ihn gemacht. Nein, mitnichten nur das Preis-Leistungsverhältnis mit 200 € Mietkosten für eine wundervolle Umgebung ist unschlagbar. Und ihm gefallen auch nicht nur die Räumlichkeiten, das kleine Zimmerchen, das er dann von Ende April bis etwa Mitte September während seiner ersten Praxisphase im Finanzamt in Würzburg bewohnen wird, die große Wohnküche mit dem schönen runden Holztisch, das schnuckelige Badezimmer mit dem Milchglasfenster zur Küche hin. Ja, es sind vielmehr die Menschen, die dort wohnen. Und der Vermieter. Ein sehr netter, aufgeschlossener Herr, vielleicht in den ausgehenden Fünfzigern. Es sind Leute, mit denen er zu tun haben wird, die in ihrem zugewandten Wesen eine Wärme und Willkommenshaltung leben, durch die er diese Dreier-Wohngemeinschaft als ein Zuhause empfindet. Und genau wegen ihnen war er heute auch zum zweiten Mal in dem neuen Umfeld.

In lockerer Runde mit einer Tasse Kaffee plauderten sie, der schon am längsten dort wohnende Medizinstudent und der Vermieter, und er. Er hörte zwar die meiste Zeit zu, wie es sich ja auch gehört, wenn man irgendwo neu ist, aufmerksam auf das, was die beiden anderen alles so erzählten, doch war er im Inneren außerordentlich angetan von der herzlichen Atmosphäre, die die beiden vor seinen Ohren und Augen entstehen ließen. Sie erinnerten sich in ihrem Gespräch an manche Begebenheit aus den vergangenen fast sechs Jahren, die die Wohngemeinschaft nun schon bestand und in denen der Medizinstudent dort auch lebte, wodurch sich ein eindrückliches Bild der ungezwungenen Zusammengehörigkeit entfaltete, die diese Gemeinschaft von Anfang an zu prägen schien. Eine Zusammengehörigkeit, in der sich Mieter und Vermieter duzen und in der er als Menschenfreund sein Zuhause auf Zeit erleben kann. Zusammengehörigkeit, die am Leben des Gegenübers interessiert ist, die das Gegenüber mit ins Leben einbindet. Und so erzählten sie auch von Leuten, die Leute kennen…

Donnerstag, 14. Januar 2010

Deutschland einig Winterland

Wenn man so wollte, müsste man in den heutigen Tagen den Text der DDR-Hymne umschreiben, sozusagen frei nach Johannes R. Becher...Deutschland einig Winterland. Denn seit annähernd zwei Wochen haben wir eine geschlossene Schneedecke über unserem schönen Vaterland, Daisy und Co. sei Dank.

Früher hätte man das einen Winter, wie er im Bilderbuch steht, genannt. Heutzutage ist dies jedoch das Aufbegehren der Natur gegen den Menschen als Anzeichen des Klimawandels. Da fragt man sich schon, was man nun von den schönen Winterfreuden von Schnee, Eis und Kälte halten soll. Oder ist dieses Gerede, nach Heine, alles doch nur...ein Winter-Märchen? :-)

Samstag, 9. Januar 2010

Das Weiße Band

Dieser Film ist es wert, eine besondere Erwähnung hier zu bekommen. Nachdem ich nach einigen Versuchen es endlich geschaffte hatte, am vergangenen Mittwoch Karten für dieses eindringliche Stück Kino zu ergattern - ja, manchmal steht man sich einfach selbst im Weg und kriegt nicht das, was man mit besserer Organisation bekommen würde -, kann ich jedem nur eine herzliche Empfehlung für diesen Film aussprechen. Es ist ein ganz klar gezeichnetes, in schwarz-weiß messerscharf umrissenes Spiel über eine Zeit vor hundert Jahren, in der das Leben noch weit weniger ein Spiel zu sein schien als heute, in der es aber eigentlich weit mehr als ein strenges Spiel mit eisernen Regeln war als man es für heute befürchten würde. Über eine Zeit, die schon so lange vergangen anmutet, die aber leider oft immer noch aktuell ist. Ein Spiel, das besiegt geglaubt war, dessen Regeln aber immer noch manches Handeln bewegen.
Das weiße Band, Erinnerungszeichen der Unschuld und Reinheit, aber auch Machtmittel der Unterdrückung und Vergewaltigung. Schuld im Zeichen der Unschuld. Gebundene Freiheit. Immer noch zieht es sich wie ein unscheinbarer Schleier durch manche Familien, nur damit der schöne Schein anscheinend gewahrt bleibt. Gewalt an den eigenen Kindern zur Verarbeitung eigener Probleme und zur Erhaltung des eigenen Status. Und das gerade auch in Familien mittlerer und höherer Gesellschaftsschichten. Das zu oft unausgesprochene und unterdrückte Fiasko, das unsere Zeit von innen heraus in den Ruin treibt, ähnlich wie vor hundert Jahren. So ist es längst Zeit, dass sich der Knoten löst, dass der Schleier von unseren Augen fällt. Ein Beitrag dazu will und muss dieser Film sein.