Donnerstag, 12. Juli 2007

divide et impera

Besonnenheit ist eine staatstragende Tugend...im Wortsinne...nur mit ihr kann vernünftige und kluge Politik zum Leben auf dieser Welt verhandelt werden...nur mit ihr tragend und haltend geteilt bzw. geschlichtet und geherrscht bzw. verwaltet werden, dem antiken Staatsideal nacheifernd und es dadurch zum Leben erweckend.
Doch Besonnenheit ist es leider, woran viele US-Amerikaner kranken. Überrascht sind sie nämlich nun...wo zu Beginn Begeisterung für die Sache ihres Präsidenten herrschte, da steht jetzt die Aussichtslosigkeit in ihren abgewandten Gesichtern...die Ferne des Erfolgs, soweit man bei Krieg von Erfolg sprechen kann, lässt sie nun spüren, welchen Weg sie gegangen sind, der schon von Beginn an nie zum Ziel geführt hat.
Und genau diese fehlende Zielführung hätte man, mit Besonnenheit im klaren Verständnis des Zusammenlebens, vor mehr als vier Jahren bemerken können...jetzt dagegen zeigt sie sich als deutlicher Ausdruck emotional gesteuerter Weltsicht...Abkehr, Verneinung und Isolation des Präsidenten im Gefolge.

Da wirkt es dann fast schon lächerlich, wenn ein deutscher Journalist einer renommierten Zeitung scheinbar erst jetzt auf die Gedanken kommt, die ich in einem sehr guten Beitrag der morgigen Ausgabe der SZ gelesen habe...ausgelöst durch amerikanische Emotionalität kommen also nun auch die so besonnenen Deutschen auf die vier Jahre überfällige Situationsbestimmung...wenn der Alarm längst verhallt ist, weil das Haus schon völlig ausgebrannt ist, dann kann man sich ja an die Beschreibung des Brandes machen.
Gewiss, eine Zeitung und auch ihre Journalisten können einen Brand weder verhindern noch löschen, schon gleich nicht einen derartigen, wie ihn das anscheinende Herrenvolk der Jetztzeit wenn nicht gelegt, so doch aufs äußerste angefacht hat...doch bis auf die Selbstzerstörung des Lebens zu warten, kann sich eine Zeitung und damit die Gesellschaft und die Welt nicht leisten.
Der Akt und die Tatsache dieses späten Handelns lassen nichts von der Besonnenheit erkennen, mit der man dessen, was dort zu lesen ist, schon vor mehr als vier Jahren hätte gewahr werden können...von wegen deutsche Tugend...sie bleibt eben nutzlos, wenn ihr der Mut fehlt. Denn auch wenn sie damals, vor vier Jahren, in Person unseres Kanzlers wahrhaft in wehrhafter und vorbildlicher Manier augetragen wurde, was ihm bleibende geschichtliche Größe verleiht, so fehlte ihr eben damals der Mut, die Konsequenzen des unbesonnenen Handelns darzulegen. Besonnen...und doch sprachlos durch amerikanische Übermacht, so verhielt man sich damals.

Und so ist es genau jener Paarung aus Besonnenheit und dem nötigen Mut zu verdanken, dass endlich die Unmöglichkeit des "divide et impera" verschriftet zutage tritt, was schon hätte vor mehr als vier Jahren geschehen können. Gelungen, in großer Schlichtheit. Ein wichtiger Schritt der Befreiung wird damit geleistet...ein neuer Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit muss vollführt werden. Denn wir bedürfen des genannten Auslösers nicht als besonnen und mutig handelnde Welt...lächerlich nur, wenn dem aber doch so wäre und die Verschwiegenheit vor vier Jahren Anderes gewesen sei, als ein Erstarrtsein vor weltmonarchistischen Schlichtungs- und Herrschaftsgebärden. Jedoch wir wollen uns von solcher Unmündigkeit befreien...wir haben das Vermögen - ich ergänze: die Besonnenheit - und den Mut, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen.

Mag sein, dass er recht hat, der Autor jenes morgigen Zeitungsartikels...mag sein, dass es auch nur ein wenig gewagt in die nahe Zukunft geschaut ist. Doch wie dem auch sei...vortrefflich geschrieben, analytisch, sachkundig und mit Mut zum klaren Denken wird der Blick gewagt...ein Blick, vor dem wir nicht die Augen verschließen sollten...bedrohlich und doch gleichzeitig so nüchtern, dass einem gar nicht klar wird, was schlimmer ist, die nüchterne Schlichtheit des Mutes für diese Sicht oder der Lauf der Dinge selbst.

Das heißt, Besonnenheit und Mut sind gefragt...nicht nur für einen derartigen Zeitungsartikel, sondern vielmehr für das Handeln im Gefüge der herbeigeführten Weltunsicherheit.
Besonnenheit zum Schlichten und Mut zum Herrschen.

In diesem Sinne, der Zeitungsartikel: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/396/123225/

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