Samstag, 16. Juni 2007

mit humidem wetter ist das so eine sache

nun also florida...miami...south beach. grosse namen...sehnsucht erweckende fernwehgedanken...fluchtpunkt des erstrebens im nicht enden wollenden auf und ab des tristen alltags, muede und matt vom vielen schufften des geldes willen...abfliegen, abschalten, wegtauchen...

so moegt ihr vielleicht jetzt fuehlen und denken, neid bekommen, oder wenigstens leises wuenschen, diese gefuehle wahrzumachen. die hitze nicht nur ertragen muessen, sondern sie vielmehr geniessen koennen.
urlaub, sonne, strand...gedanken im alltag der unertraeglich scheint, manchmal, die dann oft im namen "florida" ihren manifestation finden...

und doch...es ist eben so eine sache...richtig, es ist warm hier, ich kann geniessen und muss nicht nur ertragen, sitze draussen und lasse mir mein essen schmecken, kann jederzeit in eine vielfaeltige pub- und party-szene abtauchen, brauche nicht an morgen zu denken, haette die moeglichkeit, in den hauseigenen pool zu gehen...doch hier kommt schon der konjunktiv ins spiel, die moeglichkeitsform...
es ist eben so eine sache...mit dem humiden wetter...es ist warm, doch es regnet auch oft. und so konnte ich, nachdem ich gestern per flug gut von boston nach miami gekommen bin, heute ein bisschen durch south beach schlendern, das ist sozugsagen die bekannte hotel- und urlaubssiedlung miamis, wo auch mein hostel untergebracht ist, nur wenige schritte vom ebenso bekannten strand entfernt, der eben oft vielleicht zur utopia unserer arbeitslast entfliehenden gedanken wird...doch es ist eben so eine sache, wie gesagt...

nach dem bisschen schlendern kam der regen...und aus ist es mit irgendwelchen unternehmungen...von wegen noch mal fuer einen sprung nach miami downtown fahren...und geschweige denn ein sprung ins nicht regenbezuegliche nass, "pool" oder am besten noch "meer"genannt...geniessen?...strand?...urlaub?...nun ja, man darf sich nicht beklagen, schliesslich ist man ja in einer humiden klimazone...und da ist es eben so eine sache...das wetter...

also, kein neid, bitteschoen...bisher habe ich den strand und das meer nur gesehen, stand auch nur am rand desselben. fuer mehr hat es bei mir noch nicht gereicht.
aber ich lebe im konjunktiv...die moeglichkeit fuer me(h)er besteht...in wirklichkeit bei mir, bei euch nur in der moeglichkeit...das einzige unterscheidende zwischen euch und mir, die moeglichkeit zur wirklichkeit im gegensatz zu eurer moeglichkeit zur moeglichkeit...da seid ihr schon zu beneiden...weniger ich, denn die wirklichkeit vor augen, und nur moeglichkeit verwirklichbar, ist da doch viel schlimmer, oder?

doch wie dem auch sei...es ist hier die letzte station einer langen reise um die welt...fuer mich in diesem jahr mehr im ausland als in deutschland...und wenn ich da so sitze, essend und sinnierend, die gedanken laufen lasse, zurueck, und mir erlebtes durch den kopf gehen lasse, weil ich gerade nichts anderes machen kann und will aufgrund regens und so weiter, dann wird vieles wach...menschen, die mir begegnet sind, die ich in mir trage, in der gefahr, sie leider wieder zu vergessen...orte, an denen ich war...situationen, gerueche, gegebenheiten.

und nun das ende...da kommt mir dann der regen auch recht...mal das so zu bedenken...zeit auch zu haben, zum schreiben, lesen...auch wenn ich das am strand liegend auch tun koennte.

es geht bald zurueck...heraus aus dem ausland...hinein in ein sicher neues, oder doch zumindest neu geartetes heimatland.
mir kommt da dann auch der gedanke, ich haette mich ueberfressen...wie bei einem reichen buffet...es ist viel gewesen, nicht nur laenger im ausland als zuhause...nein, es sind die einzelheiten, die einem im magen liegen, positiv, weil sie verarbeitet, eingearbeitet werden wollen ins leben...und da ist es dann wie mit dem essen, wenn man zuviel hat, dann schafft man auch die "einarbeitung" in den koerper nicht so richtig.

daher ist es doch auch gut, dass hier meine reise ein ende findet...es war zwar nicht die welt, die ich gesehen habe, doch umrundet habe ich sie mehr oder weniger...nicht die welt, nicht die ganze welt...und doch meine welt, das, was mich praegt, meine welt ausmacht, wie jeder so seine eigene welt hat.

und doch hoffe ich, dass ich nicht von dieser welt bin...denn nur nach diesen regeln und gesetzen zu leben, die ich so in den letzten 12 wochen unter den menschen erlebt und aus ihrem eigentlich-inneren zu erkennen glaubte, waere mir oft zu wenig...nicht nur dieses leben im kopf haben, denn unser leben hier ist mehr, als unser leben hier.
in dieser zurueckliegenden reisezeit ist mir da immer wieder ein etwas aelteres christliches lied durch den kopf gegangen...eine frau hat es gedichtet, es war im ausgehenden 19. Jahrhundert, und sie hat sicher nicht die weite welt gesehen, die mir vor augen gefuehrt wurde. und doch, von ihrer welt, vielleicht war es auch nur eine kleine welt, ich kenne ihre lebensgeschichte leider nicht so genau, hat sie so gesprochen...und ich finde es beachtlich, selbst wenn es eine kleine welt war - nun ja, immerhin war diese gute frau eine fuerstin - hat sie so von dieser welt gesprochen...wieviel mehr, so kam mir in meinem reisen der eindruck, trifft das nicht doch auch fuer die grosse ganze welt zu.
hier, zum abschluss einer langen reise...worte, die glauben bezeugen...und wie ich denke, tiefe einsicht aussagen...

"Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schoen und gross, und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los...
Ich habe die Menschen gesehen, und sie suchen spaet und frueh, sie schaffen, sie kommen und gehen, und ihr Leben ist Arbeit und Mueh...
Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glueck,und sie kommen belastet mit Suenden und unbefriedigt zurueck...
Es ist eine Ruh vorhanden fuer das arme, muede Herz; sagt es laut in allen Landen: Hier ist gestillet der Schmerz...
Es ist eine Ruh gefunden fuer alle, fern und nah, in des Gotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha."
Eleonore Fürstin von Reuss (1835-1903)

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