Sonntag, 22. April 2007

was fuer ein land

ging mir neulich durch den kopf...waehrend ich so in marahau dahinlief...was fuer ein land ist das eigentlich, in dem du hier bist?
dieses land gibt es eigentlich gar nicht...denn wenn es die touristen nicht gaebe, dann braeuchte man hier auch keine menschen...dann koennte man die inseln sich selbst ueberlassen...die natur ihrem eigensinn uebergeben. denn die menschen hier gibt es nur der touristen wegen, durch, mit, von und fuer die touristen lebend..."normale" menschen gibt es hier eigentlich wenige, und die es gibt, die wuerden sicher auch in einem anderen land untergebracht werden koennen.
ja, es ist schon widerspruechlich, man reist in ein land, nur um des landes willen...und das land existiert in seiner durchorganisierten, vernetzten und hand-in-hand-arbeitenden tourismusindustrie nur, weil man - also viele menschen und auch man selbst - dahin reisen...ein klassischer zirkelschluss...somit also im eigentlichen nicht existent...schon sehr erstaunlich.

doch dafuer, dass ich hier im nichts unterwegs war, war es einpraegsam schoen und bereichernd.
mittlerweile ist also die suedinsel im schwarzen nichts der nacht ueber der cook strait versunken...die faehre schon laengst in wellington angekommen...ich auch schon wieder ganz heimisch hier in bekannter umgebung...und komischerweise mein gefuehl immer noch auf- und ab-schwankend, als ob ich auf dem schiff waere...obwohl es recht ruhig war, doch schon ein bisschen rauer, als auf der hinfahrt...nachts ist meistens doch mehr wind und rauere see.

soweit - dementsprechend naemlich, wie sie dahingesunken ist in der ozeanischen nacht - koennte ich also denken, die insel war nur eine wahnvorstellung. doch selbst wenn, dann war es ein fantastischer wahn...eben wahnsinn.

morgen werde ich mich dann also noch mal dem "te papa" (nationalmuseum) widmen...zumindest den rosengarten im botanischen garten genauer betrachten und beriechen...vielleicht noch einen kurzen blick in die parlamentsgabaeude werfen - jaja, wellington ist ja die hauptstadt dieses landes - ...und ich werde endlich - nachdem es dann auf der suedwaerts-reise doch nicht geklappt hat - meine us-freunde, die ich in turangi getroffen habe, und die hier in well studieren, noch mal treffen koennen...sicher ein schoener, sozusagen gemeinsamer abschluss dieser durchdrungenen 7 wochen.

und ich kann nur sagen, dreieinhalb wochen auf der suedinsel wiegen um ein vielfaches schwerer, als dreieinhalb wochen auf der nordinsel...mag sein, weil die eindruecke davon in mir noch frischer sind...aber wenn das jetzt schon so ist, wo ich noch nahe an beidem dran bin, dann kann sich das doch in der zeitlichen und gezwungener massen auch raeumlichen distanz nur noch verstaerken.
doch es soll schon so sein...NZ besteht aus beiden inseln...und daher will ich die nordinsel mit ihrem charme nicht ausser acht lassen...denn sie bietet noch weit groesseren reiz, als den, den ich von ihr kenne, an anderen stellen, an denen ich nicht war...und wenn man sich fuer ihr noch mehr zeit nimmt.

und da sind wir wieder...die zeit. auch wenn ich von den nur reisenden leuten eher einer war, der lange hier ist - denn die anderen, die 7 wochen oder dann etwa 3-5 monate hier sind, die arbeiten auch zwischendurch, und reisen nicht nur -, ist es nur ein erster eindruck, der in mir wurzeln bekommen hat.

ein land, zu dem man eigentlich wieder zurueck kommen muss...so meine durchgehende erkenntnis...auch wenn ich das bei meinem aufbrechen hierher nie gedacht haette...so steckt dieses bestreben nun doch ein bisschen in mir.
die lupe nehmen...genauer hinsehen...intensivere schwerpukte setzen, auf das vielleicht andere neuseeland...das dann doch existiert...das land, das ganz land ist...und nicht nur touristische maschinerie, selbst oft in seinen naturdaseinsweisen. denn diese natur ist es ja eben auch, die scheinbar nur da ist, um fuer menschen dazusein, die da sind, weil die natur da ist...wieder zirkelschluss, also wieder nicht existent.

und doch gibt es sie, die natur...und ich habe von ihr ja auch einiges erleben koennen...von der wirklich existierenden natur, also der nicht-touristischen. aber genau das sucht hier so gut wie keiner...und daher finden die leute auch das nicht, was sie suchen. gewiss, wenn man sie fragen wuerde und wenn man ihnen in ihren ach so begeisterten gespraechen untereinander und bei etwaigen telefongespraechen zuhoert, dann beteuern sie immer die unglaublichkeit dieses landes, wie irrsinnig schoen alles sei, wie unvergleichlich die natur sich darbiete.
und doch, ich habe dabei immer den eindruck, das ist alles nur ein irgendwie gearteter unbewusster zwang, solche dinge zu sagen...aus ihrem herzen und herzenserfahrungen haben sie das nicht...falls solche "normalen" touristen eben ueberhaupt zu herzenserfahrungen begabt sind.
denn wer das sucht, was er nicht finden kann - naemlich die beeindruckende natur, die eben gerade nicht die touristische natur ist, also die natur, die zwar fuer sich genommen ueberragend schoen ist, die aber zu nichts zerrinnt, wenn man nur durchlaeuft, durchgelaufen wird, als touristisches zahnraedchen, und fotografiert, nein, und SICH fotografiert, also immer die person im mittelpunkt...diese menschen laufen durch, stellen sich hin, lassen sich fotografieren, und denken dann, sie waren in unaussprechlicher natur...doch genossen habe sie nichts...im gegenteil, sie haben nur sich gesehen, und das in einer rasenden hektik, dass es meinemeinen immer ganz unsaeglich schlecht und schrecklich durch und durch faehrt, wenn ich solche menschenhaeufungen nur von weitem in ihren bussen und sonstigen konglomeraten gesehen habe - ja, wer das sucht, naemlich natur, was er aber nicht finden kann, weil er ja nur touristische natur aus der natur macht, der findet auch niemals das, was er zu suchen glaubt...denn im innersten des herzens - dieses empfindungszentrum mal gegen allen anschein in diesen menschen als existent gedacht - glauben sie, echte natur zu suchen. doch das koennen sie im eigentlichen gar nicht suchen, weil sie ja im gleichen augenblick touristische natur formieren und empfinden...was also zeigt, dass sie durchaus ein empfindendes herz haben, aber eben ein verdorben-touristisches...und daher letzlich doch keines, denn wenn man nicht empfindet, was es eigentlich zu empfinden gilt in einer bestimmten umgebung und situation, dann hat man kein empfinden.
denn alles in allem muss man eben wissen, wo man suchen soll, wenn man finden moechte...und wenn man wirklich gewaltige natur sucht, dann darf man keine touristische natur aus ihr machen. wenn man das dennoch tut, dann muss man zuerst in sich selbst suchen, naemlich nach einem richtig empfindenen herzen...dann muss man sich wache augen, ohren und herzen geben lassen fuer eine solche natur. doch wenn man dazu nicht faehig ist, das nicht zu tun vermag oder nicht vollbringen moechte, dann hat man hier in diesem land im wahrsten wortsinne nichts zu suchen.

und das allerschlimmste ist natuerlich, das solche kreaturen dem empfindamen geist die natur ebenso zu zerstoeren in der lage sind durch ihr gehabe, wie sie sie sich selbst zunichte machen. daher war es fuer mich die groesste labsal, alleine fuer mich an der westcoast, und nur mit serioesen menschen im alpinen gebiet am arthur's pass und im paradiesgleichen dasein am still-atmenden abel tasman nationalpark meine zeit zu verleben.

es ist also wirklich so, dieses land existiert nicht...zumindest fuer den wahnsinnig-unvorstellbaren grossteil der touristen...und als tourist wuerde ich den empfindenen auch bezeichnen, denn er befindet sich ja auch auf einer tour. doch ist sein dasein weniger ein "ismus", also kein schlecht zu bewertendes verhalten, wie es ja bekanntlicherweise jegliche "ismen" sind.
fuer diese menschen existiert nur ein touristisches unglaublichkeitsgespinst eines landes.

doch der empfindende, also der findende, der in seinem finden unermesslich verstaerkt wird, wenn er findet, und dadurch bis ins herz bewegt wird, das heisst empfaengt, also zusammengesehen emp-findet, der lebt in einem wahrhaften land.

zum abschluss nur eine kleine kostprobe, neben den schon geschehenen schilderungen nicht-emfpindenen touristischen verhaltens des nur-sich-sehens im kamera-sucher/-bildschirm/-display.
also, in fox glacier hat eine sicher ganz nette deutsche, aber eben durch und durch unempfindsame person, im angeregt-begeisterten erzaehlen am telefon, das sicher nur unbewusst vorgetaeuscht war, denn wer solche dinge sagt, der kann nicht wirklich begeistert sein, berichtet, dass der wald hier - und man bedenke meine ausfuehrungen zu regenwald, fox glacier, und umgebung - so genial ist..."eigentlich wie bei uns, doch dann stehen auf einmal palmen dazwischen, dann schaut es wieder aus, wie bei uns, dann sind da wieder ein paar palmen...das ist ja so schoen, es ist unfassbar, ich bin hin und weg"...jaja, so aehnlich also die ausfuehrungen. doch dabei hat diese person ueberhaupt nicht bemerkt, dass an der ganzen westcoast - und ich denke sogar, auf der ganzen suedinsel - bis etwa auf eine hoehe von greymouth oder hokitika, gar keine einzige palme vorkommt...es ist denen schlichtweg zu kalt in diesen suedlichen breiten (achtung, wir sind auf der suedhalbkugel...daher "suedliche breiten"). und es gibt ueberhaupt nur eine palmenart, die sich in solche regionen wie NZ gewagt hat, es ist die nikau-palme. gemeint waren in diesem angeregten gespraech die baumfarne...ein relikt aus alten zeiten...ein zeichen, dass hier eigentlich die zeit ein bisschen stehen geblieben ist, weil sich dieses land eben so frueh von allem anderen land getrennt hat.
und diese farne wachsen eben zu baeumen, wie ihr name sagt...aber das sind dann noch lange keine palmen :-)

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